Scratchface RETURNS

Scratchface RETURNS ist ein Recyclingfilm - Ein Lehrfilm aus Lehrfilmen geboren

Inhaltliche Einordnung:
Scratchface RETURNS erzählt die Geschichte von der titelgebenden Figur Scratchface. Der Film führt ebenso die Geschichte der Welt und aller Lebewesen, die auf ihr leben, aus. Die entstandene Filmwelt ist in vielen Bereichen deckungsgleich mit unserer Welt, aber hier und da gibt es Unstimmigkeiten im Abgleich mit der Wahrnehmung der Welt, wie wir sie gelernt haben und täglich erleben. Anhand der Figur Scratchface wird das Publikum durch mehrere Abschnitte, Lebensphasen, Themen und Problemstellungen geführt. Der Film beginnt mit der Schöpfung des Lebens und der Geburt eines Kindes mit zerkratztem Gesicht. Das Publikum begleitet Scratchface in seiner/ihrer Entwicklung. Von der Brust der Mutter, auf den Schultern des Vaters wird er/sie getragen über die Grenze des Kindlichen hinweg in die Welt der Entwachsenen. Disziplin und Ordnung werden gelehrt. Gesellschaftliche Einflüsse und innere Zwänge werden erfahren. Harmonie und Rebellion werden gelebt. Liebe und Freude gehören ebenso in die Flut der Eindrücke wie auch Gewalt und Leid. Jeder Einfluss hinterlässt eine Kerbe, eine Spur, eine Wunde im Gesicht der Menschheit. Die Verletzlichkeit der Schöpfung wird symbolisiert und gipfelt im Tod. Durch die Aufopferung Scratchface und seiner/ihrer metaphorischen Auferstehung wird die Stärkung eines jeden Individuums, gar die Verbreitung seines Daseins, deutlich.
Die Existenz von Scratchface erzeugt ein Paradoxon in diesem Filmkosmos. Einerseits fungiert das Zerkratzen des Gesichts als Anonymisierung der Person und weist auf die Anonymität der Menschen in der heutigen Gesellschaft hin. Andererseits dient es der Individualisierung, macht Scratchface als solche(n) erst erkennbar beziehungsweise lebendig und erhebt ihn/sie sogar zu etwas Erhabenen. Eine Art Stempel des Schöpfungsprozesses und ein Verweis auf die Materialität und den bewussten Eingriff durch eine treibende Kraft die einem jeden künstlerischen Prozess inne wohnt.

Künstlerische Einordnung:
Auf gestalterischer Ebene ist das Zerkratzen der bewusste Eingriff durch den Künstler und eine Art Stempel des Schöpfungsprozess. Bezüglich des Filmmaterials ist der Kratzprozess sehr gewaltvoll, denn er zerstört es und bietet so Grundlage zu einer neuen Schöpfung und Auferstehung aus den Lehren des analogen Zeitalters.
Während meines Studiums stieß ich auf ein Archiv mit analogen 16mm Lehrfilmen aus der Zeit der 50er - 90er Jahre. Die Themen dieser Lehrfilme sind ebenso vielfältig wie die Art ihrer Umsetzung: Beispielsweise "Die Entdeckung Amerikas", "Der Laubfrosch" oder auch "Die Funktionsweise von Photovoltaik“. Die Vielfältigkeit des Filmmaterials erstreckt sich von szenischen Elementen über Trickfilm-Ästhetiken bis hin zu dokumentarischen Ansätzen. Stück für Stück sammelte ich mir mein eigenes Bilder- und Sound-Repertoire zusammen.
Aus diesem eigenen Fundus schöpfte ich nun, um den Recylclingprozess zu beginnen. Der Film wird aus den Zeiten raternder Projektoren gerissen, zerstückelt und in neuem Gewand in das Zeitalter der rasenden Bilder gebeamt.
Scratchface RETURNS wird durch das Recycling der Lehrfilmrollen in einer freien, collagenartigen Struktur erzählt. Diese Struktur ermöglicht einen großen Freiraum für die Gedanken des Publikums. Jede Person erfährt andere Assoziationen zwischen Bildern und Tönen. Ästhetik und Antiästhetik in einem Werk vereint zeigen die Paradigmen der heutigen Welt und regen die Zuschauer*innen dazu an, diese mit ihren eigenen Erfahrungen wahrzunehmen, ihre eigene Identität und die gesellschaftlichen Einflüsse miteinander abzugleichen. Aus diesem Grund sieht jede Person einen anderen Film. Der Grundton ist stets der gleiche, doch die persönliche Erfahrung des Film ist für jede Person individuell. Die zerbrechliche Filmstruktur erfordert ein aktives Filmerlebnis und steht somit als Gegenpol zum aktuellen Immersionskino großer Produktionen.

Trailer 1

Trailer 2


FK Film|Video

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Frederic Klamt

Mediengestalter | Filmemacher | Künstler

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